Am 25.09.2012 klingelte gegen 16 Uhr mein Telefon. Dort meldete sich mein Kumpel Mattes mit der Frage, ob ich Lust hätte 4 Tage später mit ihm und seiner Freundin Fallschirmspringen zu gehen. Da ich schon einige Jahre zuvor den Wunsch hatte, mich diesem – wie ich nun aus eigener Erfahrung sagen kann – unvergleichlichen Moment hinzugeben, sagte ich kurzentschlossen und ohne lange nachzudenken zu.
Samstagnachmittags, den 29.09. um 15 Uhr war es dann soweit. Nach 45-minütiger Anfahrt erreichten wir den Flugplatz in Soest, meldeten uns zum Tandemsprung an, füllten das notwendige Formular aus und bekamen nach kurzer Wartezeit unsere Einweisung für das bevorstehende Abenteuer. Ein erfahrener Tandemmaster erklärte uns mit einer guten Portion Humor und der notwendigen Professionalität grundlegendes zum Fallschirmsprung. Dazu gehörten vor allem wichtige Informationen zum Verhalten während des Absprungs aus dem Flugzeug, dem freien Fall und der anschließenden Gleitphase sowie der Landung.
Auf Grund der recht ungünstigen Wetterbedingungen (es war stark bewölkt bei leichtem Nieselregen) begann nun jedoch zunächst das große Warten. Die Flugwettervorhersage ließ jedoch auf gutes Wetter für den frühen Abend hoffen und so dauerte es schließlich noch bis 18.30 Uhr und zwei vollbesetzten Fliegern vor uns bevor es endlich losging. Die Nervosität war inzwischen wieder gewichen und wir versüßten uns die Zeit mit einigen Kaffee und dem Anblick der mittlerweile bei sonnigem Wetter landenden Fallschirmspringer.
Als wir dann endlich an der Reihe waren, überreichten uns die Tandemaster die Leihausrüstung, bestehend aus Overall, Fallschirmgurtsystem sowie Schutzbrille und zurrten alles ordentlich fest. Das Flugzeug wartete bereits und brachte uns in der folgenden Viertelstunde auf etwa 4000 Meter Höhe. Während des Steigflugs hakte sich der Master an den vier Fixpunkten seinen Passagier vor die Brust und ging nochmal die wesentlichen Verhaltensweisen durch. Auf 4000m angekommen ertönte letztlich das Signal aus dem Cockpit und die ersten Springer verließen das Flugzeug. Als ich an der Reihe war, ging es auf dem Hintern sitzend zur Ausstiegsluke und mein Puls war höchstwahrscheinlich außerhalb des medizinisch gesunden Bereichs. Nach wenigen Sekunden an der Luke ging es dann hinaus und innerhalb von Millisekunden stellte sich ein mit nichts zu vergleichendes Gefühl ein. Der erste Moment des freien Falls mit nicht viel mehr als 4000 Metern Luft und Wolken zwischen sich und dem Boden ist für mich auch einige Tage später mit keinerlei Superlativen beschreibbar, sodass ich am liebsten gleich morgen nochmal springen möchte.
Schließlich ging es 2500m im freien Fall dem Sonnenuntergang entgegen. Eine unglaubliche Aussicht und ein Feuerwerk körpereigener Stimulanzien ließen die etwa 50-60 Sekunden im wahrsten Sinne des Wortes wie im Flug vergehen. Auf den letzten hundert Metern durchflogen wir noch eine Wolke, dessen kondensierten Wasserpartikel sich bei 200km/h Fallgeschwindigkeit wie ein besseres Gesichts-peeling anfühlten, bevor sich mit einem heftigen Ruck der Fallschirm öffnete und wir nach etwas Smalltalk im Himmel und noch einigen kleineren Manövern mit dem Schirm sanft zu Boden glitten und im weichen Gras der Landezone aufsetzten.
Mit einem breiten Grinsen und ohne die Möglichkeit das soeben Erlebte schnell verarbeiten zu können, verabschiedete ich mich von meinem Tandemmaster, gab die Ausrüstung zurück und sackte die während des Fluges gemachten Fotos und das Video ein. Letztlich regelten wir die noch ausstehenden finanziellen Aspekte dieses unglaublichen Erlebnisses, bevor wir gegen 20 Uhr reich an überschwänglichen Gefühlen die Heimreise antraten.
Beste Grüße und Glück ab,
Jan Dohle